Staatsgeld für Flugtaxis für Reiche

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) will eine Kreditbürgschaft der bayrischen Landesregierung für den Flugtaxi-Hersteller Lilium auf insgesamt 100 Millionen Euro aufstocken. Förderprogramme, Bürgschaften oder Subventionen sind aber nicht sinnvoll, wenn die Technologieentwicklungen nicht nachhaltig sind und kein gesamtgesellschaftlicher Bedarf besteht

Elektrisch betriebene und perspektivisch autonome Flugtaxis sollen auf Kurzstrecken eingesetzt werden, zum Beispiel vom Unternehmenssitz oder vom Hochhaus zum nächsten Flugplatz. Schnell und ohne Stau und so herrlich weit oben. Für die da unten, jene Millionen, die mit dem Auto unterwegs sind, sowie Bahn- und Bus-Pendler:innen, wird sich durch Flugtaxis nichts ändern.

Die Zahl von gleichzeitig fliegenden Flugtaxis ist zwangsläufig beschränkt: Erstens können über den Städten nicht Zehntausende Flugtaxis kreisen, zweitens wird ein Kurzflug Hunderte Euro kosten. Bei der großzügigen Annahme, dass es deutschlandweit etwa 10 000 Personen gibt, die Flugtaxis nehmen werden, würde der Staat pro Person mit 10 000 Euro bürgen. Da Lilium schon hohe Verluste schreibt und der knappe Markt hart umkämpft ist, kann der Staat das Geld auch gleich zum Flugzeugfenster rauswerfen.

Eine weitere Technologie, die immer wieder nach Fördermitteln schreit, ist die Hyperloop-Technologie, die in der Theorie Teile des Flugverkehrs ersetzen soll. In großen Vakuumröhren sollen Passagiere in luftdichten Kapseln über lange Strecken und mit um die 1 000 Kilometer pro Stunde transportiert werden.

Vermutlich wird der Passagiertransport in den Vakuumröhren aber schon an den praktischen Herausforderungen scheitern – dichter Besiedlung in und um die Großstädte, aufwendigen „Bahnhöfen“, Hunderten Sicherheitsausgängen entlang der Strecken, Materialermüdung durch Dauervakuum und hohe Sicherheitsrisiken bei Undichtigkeiten. Für den Hyperloop müssten auch noch viele Tausend Kilometer Röhren auf Stelzen gebaut werden. Der Hyperloop würde so schon für wenige Strecken und geringe Passagierzahlen Hunderte Milliarden Euro kosten.

Gelder, die dann ausgerechnet für die Sanierung der Bahn, die Reparatur der vielen Straßenbrücken und einen wirklichen Ausbau der Fahrradinfrastruktur fehlen würden.

Erschienen in der Frankfurter Rundschau vom 11.10.2024

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