Wasserverantwortung als unternehmerische Sorgfaltspflicht?
Der Zugang zu sauberem Wasser ist ein grundlegendes Menschenrecht und zentrales Element der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (SDG 6). Dennoch sind bereits heute mehr als 2 Milliarden Menschen von Wasserstress betroffen. Die Verfügbarkeit und Qualität von Wasser wird zunehmend durch die kombinierten Auswirkungen der Industrialisierung, der Globalisierung und des Bevölkerungswachstums gefährdet. Klimawandel und sozioökonomische Entwicklungen verschärfen die "globale Wasserkrise" weiter. Laut dem OECD Environment Directorate (2023) wird bis 2030 eine Versorgungslücke von 40% prognostiziert.
Unternehmen sind Verursacher und Betroffener der zunehmenden Wasserknappheit zugleich. Durch den Kauf von Produkten, die in globalen Wertschöpfungsketten hergestellt werden, importiert Deutschland einen Großteil seines Wasserbedarfs aus dem Ausland. Trotz des erheblichen Wasserimports konzentrieren sich Unternehmen oft nur auf den Wasserverbrauch an ihren eigenen Produktionsstandorten, wodurch die entscheidende Wassernutzung und ihre Auswirkungen auf die Länder in der vorgelagerten Lieferketten übersehen werden. Die zunehmende Bedeutung unternehmerischer Sorgfaltspflichten, wie sie durch das deutsche Lieferkettengesetz und die EU-Richtlinie über die Sorgfaltspflichten von Unternehmen im Bereich Menschenrechte und Umwelt gefordert werden, bietet jedoch eine Gelegenheit, dieses Defizit zu adressieren.
Obwohl die bestehenden Gesetze auch umweltbezogene Sorgfaltspflichten enthalten, sind diese kaum definiert und es ist nicht bekannt, inwieweit deutsche Unternehmen wasserbezogenen Sorgfaltspflichten in ihren Lieferketten nachgehen. Zudem liegt der Fokus der wissenschaftlichen Forschung zu Umweltaspekten von globalen Lieferketten aktuell mehrheitlich auf der Reduktion von CO2, während das Thema Wasser bisher eine geringe Rolle spielt.
Dieses von der Stiftung Zukunftserbe geförderte Projekt befasst sich deshalb mit der Frage, wie negative Wasserauswirkungen von globalen Lieferketten mit unternehmerischen Sorgfaltspflichten adressiert werden können.
Im Rahmen einer Desk Research zu aktueller Forschung und Gesetzgebung wird zunächst der Status Quo der Herausforderungen im Umgang mit Wasser in Lieferketten und deren Zusammenhang mit unternehmerischer Verantwortung herausgearbeitet. Die unternehmerische Praxis wasserbezogener Sorgfaltspflichten wird anhand von Expert:inneninterviews und Fallstudien beleuchtet. Dabei stehen folgende Fragen im Mittelpunkt: Wie identifizieren und adressieren Unternehmen die Herausforderungen und Risiken in Bezug auf Wasserverbrauch und Wasserverschmutzung in ihren Lieferketten? Welchen Sorgfaltspflichten gehen sie nach?
Dabei werden auch Best Practices und Lösungsansätze für Wassermanagement und Sorgfaltspflichten identifiziert. Aus den Erkenntnissen sollen Handlungsempfehlungen und weiterer Forschungsbedarf für den Umgang mit Wasser in Lieferketten abgeleitet werden. Die Ergebnisse des Projekts sollen Unternehmen und politische Akteure bei der Gestaltung und Umsetzung wasserbezogener Sorgfaltspflichten unterstützen.
Laufzeit: 10/2024 - 03/2025
Projektleitung:
Lara Schmitt
Melanie Pietschmann
Öko-Institut e.V.
Bereich Umweltrecht & Governance