Schritte aus der Misere beim Wohnungsbau

Der Neubau von Wohnungen geht kontinuierlich zurück, 2024 kamen nur noch 252.000 hinzu. Baubranche und Politik träumen aber nach wie vor von jährlich 400.000 neu zu bauenden Wohnungen – wie im Durchschnitt der Jahre 1950 - 2020. Aber der Neubau von Hunderttausenden Wohnungen, meist in neuen Siedlungen und mit hohem Ressourcen- und Flächenverbrauch, ist aus ökologischer Sicht ein Albtraum, führt zu hohen Gesamtkosten, zu hohen Mieten, zu unnötig hohem Energieverbrauch und CO₂-Emissionen. Und auch volkswirtschaftlich ist es unsinnig.

Während die Bevölkerung nur noch wenig wächst, nimmt die gesamte Wohnfläche und die Wohnfläche pro Kopf Jahr für Jahr deutlich zu. Auch die Durchschnittsgröße der neu gebauten Wohnungen steigt weiter: im Schnitt auf mittlerweile 92 Quadratmeter und satte 155 Quadratmeter bei Einfamilienhäusern. Natürlich gibt es in einigen Städten einen Wohnungsmangel, aber neu gebaut wird fast überall, auch in ländlichen Gebieten.

Der Gebäudebestand passt schon lange nicht mehr zur demografischen Entwicklung. 75 Prozent aller Haushalte sind Ein- und Zwei-Personen-Haushalte – aber für sie gibt es deutlich zu wenig kleine Wohnungen. Statistisch müssten die Ein- und Zwei-Personen-Haushalte alle verfügbaren Ein- bis Fünf-Zimmer-Appartments (zusammen 77 Prozent aller Wohnungen) nutzen. Für die 5,5 Millionen Haushalte mit vier oder mehr Personen gibt es dagegen 18,8 Millionen große Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern. In vielen Einfamilienhäusern lebt nur noch eine Person, meist nach Auszug der Kinder und Tod von Partner oder Partnerin. Trotz des Überangebots wurden 2023 hier sogar noch weitere 82.000 Wohnhäuser neu gebaut.

Eine Lösung des strukturellen Problems erfordert vier Schritte: die finanzielle und beratende Unterstützung bei der Zweiteilung von Einfamilienhäusern. Eine engmaschige Beratung und finanzielle Hilfe beim Umzug von Alleinstehenden aus Einfamilienhäusern in kleinere Wohnungen oder betreutes Wohnen sowie in ein sozial attraktives Umfeld. Drittens müsste es ein großes Förderprogramm für den Dachausbau und die Aufstockung von Mehrfamilienhäusern geben. Und bei doch notwendigem Neubau von Siedlungen müssten vorrangig kleine Wohnungen entstehen.

Erschienen in der Frankfurter Rundschau vom 22.08.2025

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