Die deutschen Radwege sind überlastet

Die schnelle Entwicklung der Elektrofahrräder und Lastenfahrräder führt zu einer Überlastung der Radwege, auf die der Gesetzgeber schnell reagieren muss. Erfreulicherweise nimmt das Fahrradfahren im Vergleich zur Nutzung anderer Verkehrsmittel ja überproportional zu, vor allem in den Städten. Und das braucht die richtigen Rahmenbedingungen.

In den nächsten Jahren wird der Radverkehr noch weiter zunehmen, aus drei Gründen. Erstens ist man in den Städten mit dem (Elektro-)Fahrrad meist schneller als mit dem Auto unterwegs. Zweitens boomen die Lastenräder, die sowohl für die Mitnahme von Kindern wie auch für innerstädtische Lastentransporte eingesetzt werden und damit typische Autofahrten ersetzen. Drittens nimmt der Bestand von Elektrofahrrädern aller Art kontinuierlich zu. Aktuell liegt er bereits bei 17 Millionen.

Bisher werden Lastenräder wie Fahrräder eingestuft: keine Helmpflicht, keine Versicherung, kein Nummernschild, keine Typgenehmigungspflicht und kein spezieller Führerschein. Doch durch die Zunahme der Motorleistung bei den meist gewerblich genutzten E-Cargo-Bikes und die Zunahme von Größe und zulässigem Gesamtgewicht der Lastenräder droht eine Einstufung in die Moped-Fahrzeugklasse und damit der Verlust der Vorteile als Fahrradeinstufung. Die europäischen Fahrradverbände wollen sich daher freiwillig in der Motorleistung beschränken, im Gegensatz zu dem chinesischen Hersteller DJI, dessen Motoren eine Spitzenleistung von bis zu 1000 Watt haben (die im sogenannten Boost-Modus für 30 Sekunden aktiviert werden darf).

Dieser Richtungsstreit verdeckt allerdings das eigentliche Problem: Vielerorts sind die Radwege nicht nur zu eng, sondern auch überlastet. Sowohl durch unterschiedlich schnelle Fahrräder (mit und ohne Elektromotor) wie auch durch die typischerweise 1,10 Meter breiten Lastenfahrräder kommt es zu einer Vielzahl gefährlicher Überholmanöver. Es gibt nur eine Lösung: Schnelle Fahrräder und Lastenfahrräder sollten zurück auf die Straße. Innerorts muss es für alle Verkehrsteilnehmer ein generelles Tempolimit von 30 Stundenkilometer geben UND die zulässige Maximalgeschwindigkeit für Pedelecs und Lastenräder muss von 25 auf 30 Stundenkilometer erhöht werden. Sonst drohen gefährliche Überholmanöver durch die Autos.

Erschienen in der Frankfurter Rundschau vom 19.07.2025

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