Müßiggang ohne Laser

Solange die Laster von Amazon, DHL und Co. durch die Straßen brettern, solange in Städten fast jeder Quadratzentimeter zugeparkt ist, bleibt für Erholung und Freizeit kein öffentlicher Raum. 

Müßiggang ist aller Laster Anfang“, so ein altes Sprichwort. Das Gegenteil ist wahr. Solange die Laster von Amazon, DHL und Co. durch die Straßen brettern, solange in Städten fast jeder Quadratzentimeter zugeparkt ist und die Autos mit Tempo 50 vorbeilärmen, bleibt für Erholung, Freizeit und gute Nachbarschaft kein öffentlicher Raum.

Das ändert sich vielerorts schon jetzt und wird durch mehrere, zum Teil voneinander unabhängige Entwicklungen weiter zunehmen. In vielen Städten wird mehr Rad gefahren - mit den klassischen Fahrrädern, Bikes und Lastenrädern, hinzu kommen Elektro-Roller. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass der überbordende Autoverkehr gerade in den Stoßzeiten zwangsläufig im Stau steht und innerorts den Zeitvorteil gegenüber Radverkehr und ÖPNV verloren hat.

Durch CarSharing, Deutschlandticket, mehr Home Office und perspektivisch durch autonome Autos sinkt das Interesse an einem eigenen Auto. Durch die demografische Entwicklung gibt es immer mehr ältere und nicht mehr so mobile Personen, die sich über zwangslose Treffen und Schwätzchen vor dem Haus oder gleich um die Ecke freuen. Auch den Jungen tut es gut, den gesenkten Kopf vom Smartphone zu heben und echte Freunde zu treffen. Quasi als Link in die Realwelt. Nicht zuletzt nehmen die Hitzetage durch die Klimaerwärmung zu. Mehr Grünflächen, Bäume und schattenspendende Überdachungen können hier Erleichterung bringen. Unter der Woche ist die „Fahrt ins Grüne“ aber meist zu zeitaufwendig. Da bietet es sich doch an, „das Grüne“ in die Stadt zu holen, respektive mehr Erholungszonen in der Stadt zu schaffen.

Je nach Größe können die Freizeitzonen verschieden gestaltet werden – mit (mobilen) Sitzgelegenheiten, Pflanzbeeten, Pergolen sowie Spielzonen für Jung und Alt, Tischtennis-Tischen, Boulebahnen, Schaukeln und Outdoor-Fitnessgeräten (sowieso der neue Trend).

Natürlich sollten Plätze verkehrsberuhigt sein – ganz autofrei, als Spielstraßen oder frei und nur für Anlieger. Am Rande mit Lade- und Lieferzonen, mit Carsharing-Parkplätzen und mit Quartiersgaragen. Leichter wird das durch zunehmende Leerstände von Bürogebäuden und großen Läden sowie frei werdende Kirchen und Gemeindehäuser, oft mit großen Plätzen darum. Platz für die Outdoor-Muße.

Erschienen in der Frankfurter Rundschau vom 21.06.2025

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