Glücklich in der Garage

Statt über fehlenden Wohnraum zu klagen, sollten Verantwortliche den Gebäudebestand näher anschauen - und kreativ umnutzen. Schließlich sind tiny houses im Trend.

Immer wieder die gleichen Klagen: zu wenig Wohnungen, Wohnungen und Häuser zu teuer, es werden zu wenig Wohnungen gebaut. Aber eigentlich wäre es statt Neubau besser, wenn der Gebäudebestand effizienter genutzt und viel schneller energetisch saniert würde. Dieser sozialökologische Konflikt kann nur gelöst werden, wenn die gesellschaftlichen Strategien geändert werden.

Denn im Kern gibt es gar keinen Wohnungsmangel, sondern eine ungünstige Verteilung zwischen wirtschaftlich prosperierenden und wirtschaftlich schwachen Regionen, partiell auch zwischen Stadt und Land, sowie generell eine statistisch ineffiziente Nutzung von Wohnungen. Der buchstäblich in Stein gemeißelte Gebäudebestand passt nicht zur demografischen Entwicklung. Mittlerweile gibt es 75 Prozent Ein- und Zwei-Personen-Haushalte und nur 54 Prozent Ein-, Zwei oder Dreizimmer-Wohnungen. Für wohnungssuchende Familien kommt erschwerend hinzu, dass die bestehenden Einfamilienhäuser im Schnitt nur von etwas mehr als zwei, meist älteren Personen belegt, sind, die auch nach Auszug der Kinder weiter in ihrer Umgebung wohnen wollen.

Statt Neubau bedarf es neuer Ansätze. Erstens, eine Infrastrukturförderung in den wirtschaftlich schwachen Regionen. Zweitens, ein großes Förderprogramm für Dachausbau und Aufstockung von Mehrfamilienhäusern sowie für die Zweiteilung von Einfamilienhäusern und die Unterstützung von Umzugsmanagement.

Leider wird eine Umsetzung lange dauern. Von daher braucht es auch unkonventionelle Lösungen. In Neubaugebieten sollten überwiegend nur kleinere Wohnungen gebaut werden und Einfamilienhäuser oder große Wohnungen nur mit Teilbarkeit. Weiter sollte der Umbau von Garagen zu Einzimmerwohnungen erprobt werden. Das geht ohne Flächenverbrauch. Perspektivisch gibt es sowieso weniger Autos und die zu erwartenden Elektroautos mit Solardach wird man nicht in der Garage parken.

Natürlich möchte niemand gerne bekennen, dass man in einer (wenn auch umgebauten) Garage wohnt. Deshalb sollte hierfür und auch für das Modellprogramm der Name „Tiny Loft“ eingeführt werden. Zweitens müssten auch die Garagenverordnungen der Länder geändert werden. Denn die schreiben vor, dass in einmal genehmigten Garagen nur Autos wohnen dürfen.

Erschienen in der Frankfurter Rundschau vom 16.08.2024

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