Aus dem Heizungshammer ist ein Hämmerchen geworden

Aus dem Heizungshammer ist allenfalls ein Hämmerchen geworden. Die Novelle zum Gebäude-Energie-Gesetz ist nun endlich verabschiedet worden. Bestehende Heizungen dürfen (natürlich) weiterlaufen. Bei Neubauten und bei Heizungstausch muss eine neue Heizung zu mindestens 65 % mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Dazu können ein existierendes oder perspektivisch ein geplantes Fernwärmenetz, Wärmepumpen, Heizungen mit Holz oder auf Wasserstoff umrüstbare Gasheizungen genutzt werden. Großzügige Förderungen mit bis zu 70% der Installationskosten sind angekündigt. Für Haushalte mit niedrigen Einkommen soll es Ausnahmeregelungen geben. Mieterhöhungen sind auf 50 Cent pro Quadratmeter beschränkt. Dies dürfte durch die zu erwartende Reduktion der Heizkosten überkompensiert werden.

Schon aufgrund der Ausnahmen und langen Übergangszeiten im Fernwärmebereich werden aber die nationalen Klimaschutzziele im Wärmebereich nicht erreicht. Ein weiterer Grund liegt in der großen Verunsicherung, die die kontroverse Debatte um das Gesetz ausgelöst hat. Fleißig betrieben von der Gas-Lobby und der FDP, wurden massive Zweifel vor allem an Wärmepumpen geschürt. Vor wenigen Tagen kündigte auch noch der CDU-Vorsitzende Merz an, das Gebäude-Energie-Gesetz nach den Bundestagswahlen komplett zurückzunehmen. Ein echter Klimahammer.

Wie zu befürchten ist der Wärmepumpenmarkt zumindest vorübergehend zusammengebrochen. Hausbesitzer, Handwerker und Hersteller schauen nun gelähmt wie Kaninchen auf die Schlange. Keiner bewegt sich. Alle warten ab. Nur die Klimaerhitzung geht weiter.

Mit dem Konflikt sind Energieeinsparungen in den Hintergrund getreten. Leider lehnt Finanzminister Lindner die geplante Gebäuderichtlinie der EU für bessere Energieeffizienz ab.

Der Heizenergiebedarf sollte aber soweit wie möglich gesenkt werden – durch eine komplette Sanierung, durch Teilsanierungen (neue Fenster, Dachdämmung) oder kostengünstig durch Abdichtungen zugiger Fenster und automatische Heizungsthermostate. Letzteres lohnt sich selbst für Mieter.

Viel hängt nun von den nächsten Monaten und der Reaktion der Marktakteure auf die angekündigte Förderrichtlinie zum Heizungstausch ab. Wenn die Ampelkoalition hier nicht den Nagel auf den Kopf trifft, wird der Heizungshammer aus der Schreckenskammer geholt.

Erschienen in der Frankfurter Rundschau vom 15.09.2023

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