Batterie und Teller

Es ist wenig bekannt, wie effizient mit Photovoltaik Flächen ausgenutzt werden können - effinzienter als etwa mit Energiepflanzen.

Der alte Konflikt „Tank oder Teller“ kann durch die Photovoltaik elegant aufgelöst werden. Aber der Reihe nach. Die alte Bundesregierung hatte den Ausbau von Windenergie und Photovoltaik, massiv ausgebremst. Die Ampelkoalition hat die Zeichen dagegen auf Grün gesetzt, und will den Ausbau von Windenergie und Photovoltaik beschleunigen. Bei der Photovoltaik soll die installierte Leistung bis 2030 auf 215 Gigawatt steigen. Die Bundesregierung, allen voran der zuständige Wirtschaftsminister Habeck, verfolgt dabei eine Doppelstrategie.

Erstens soll die Photovoltaik möglichst verbrauchsnah ausgebaut werden - auf Hausdächern, mit Balkonmodulen und weiteren geeigneten Flächen wie etwa Parkplätzen. Ein guter Teil des Solarstroms kann so direkt genutzt werden - wie bisher für Elektrogeräte und zunehmend für Elektroautos und Wärmepumpen. Im Gegensatz zu Verbrenner-Autos sollten Elektroautos eher öfter und möglichst tagsüber geladen werden, zum Beispiel bei der Arbeit oder beim Einkauf und in der Freizeit. Dafür sind PV-Anlagen auf den Dächern und Parkplätzen von Einkaufszentren, Industriegebäuden und Sportanlagen besonders geeignet. Die sehr hohe Flächeneffizienz der Photovoltaik ist wenig bekannt. Eine 60-qm-Dachanlage produziert im Jahr rund 10.000 kWh Strom. Mit dieser Strommenge kann ein (großes) Elektroauto 50.000 Kilometer weit fahren, ein Elektrofahrrad rund 650.000 Kilometer.

Zweitens sollen für einen schnellen und kostengünstigen Ausbau große PV-Anlagen auf Freiflächen gefördert werden - auf ungenutzten Brachflächen, aber auch auf Ackerflächen. Hier könnte man einen Konflikt mit dem Anbau von Lebensmitteln und der Biodiversität vermuten. Aber ganz im Gegenteil: Mit dem Anbau von „Energiepflanzen“, zum Beispiel Raps oder Mais, kann man pro Hektar nur etwa so viel Energie gewinnen wie ein Verbrenner-Auto auf 40.000 km benötigt. Eine PV-Freiflächen-Anlage kann - bei besserer Biodiversität - pro Hektar und Jahr rund 800.000 kWh produzieren. Damit kann ein (großes) Elektroauto 4.000.000 km weit fahren, hundert Mal so weit!

Noch besser sind Agri-PV-Anlagen. Mit ihnen können Lebensmittel angebaut und parallel Solarstrom produziert werden. Pro Hektar rund 300.000 kWh, ausreichend für 1.500.000 km Fahrt mit dem batteriegetriebenen Elektroauto. Statt „Tank oder Teller“ also „Batterie und Teller“.

Diese Kolumne erschien am 26.05.2023 in der Frankfurter Rundschau

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